Unsere Wurzeln

Am Anfang standen die Potenziale des Informellen.

Urban Catalyst entstand aus einer langen und intensiven Beschäftigung mit dem Phänomen der Zwischennutzung. Als europäisches Forschungsprojekt – angesiedelt an der Technischen Universität Berlin – untersuchte Urban Catalyst das Potenzial temporärer Nutzungen als Motor der Stadtentwicklung. Fünf europäische Städte lieferten die Fallstudien: Helsinki, Amsterdam, Berlin, Wien und Neapel. Urban Catalyst koordinierte darüber hinaus ein Netzwerk von zwölf europäischen Partner*innen und konnte so einen internationalen öffentlichen Diskurs über temporäre Nutzungen in Gang setzen. Diese neue Form der professionellen Praxis erkennt den unfertigen, gegensätzlichen und temporären Charakter von Zwischennutzungen als wichtigen Baustein einer gemischten und vielfältigen Stadtentwicklung an. Philipp Oswalt, Klaus Overmeyer und Philipp Misselwitz veröffentlichten die Ergebnisse ihrer umfangreichen Forschungen im Buch „Urban Catalyst – The Power of Temporary Use“ (2013).

Temporäre Zwischennutzung durch- und umsetzen.

Zu einem der bekanntesten Reallabore des Forschungsprojektes zählt die Zwischennutzung des ehemaligen Palastes der Republik in Berlin. Nachdem Urban Catalyst eine Machbarkeitsstudie mit begleitender Ausstellung (2002) über die kulturelle Zwischennutzung des Palastes erarbeitete, gründete Philipp Oswalt mit weiteren Beteiligten den Verein „Zwischen Palast Nutzung“, um gemeinsam die kulturelle Zwischennutzung des Palastes der Republik durch- und umzusetzen. Im August 2004 konnte schließlich das performative Projekt „Volkspalast“ eröffnet werden, an dem zahlreiche Akteur*innen der Berliner Subkultur-Szene mitwirkten. Im Jahr 2005 – kurz vor dem endgültigen Abriss des historischen DDR-Gebäudes – folgte die räumliche Intervention „Volkspalast – Der Berg“.

Stadtentwicklung mit lokalem Kapital betreiben.

Die einst informellen Praktiken der Zwischennutzung haben im Laufe der Jahre zunehmend an Bedeutung in der Stadtentwicklung gewonnen. So kartierte Urban Catalyst im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in Berlin Mitte der 2000er Jahre temporäre Nutzungen urbaner Freiräume und untersuchte deren Potenzial für die Aneignung öffentlicher Räume. Die Ergebnisse sind in der Publikation „Urban Pioneers (2006) dokumentiert. Wie sich Zwischennutzungen professionalisieren, verstetigen und zu Raumunternehmen mit gemeinwohlorientiertem Anspruch entwickeln können, erforschte Klaus Overmeyer zusammen mit Lisa Buttenberg und Guido Spars an der Bergischen Universität Wuppertal. Dazu erschien 2014 das Buch „Raumunternehmen.

Heute ist der Ansatz einer akteur*innengetragenen Stadtentwicklung relevanter denn je. Die Luft für Zwischen- und Pioniernutzungen ist – insbesondere in wachsenden Ballungsräumen und ausgelöst durch Privatisierungen sowie steigenden Nutzungs- und Kostendruck – dünn geworden. Viele Kommunen setzen sich vor diesem Hintergrund damit auseinander, wie Stadträume in einem öffentlichen Interesse entwickelt und gemeinwohlorientierte Nutzungen gefördert werden können. In diesem Spannungsfeld übersetzen und vermitteln wir verschiedene Interessenslagen im Raum. In offenen und dynamischen Prozessen verbinden wir etablierte Planungsinstrumente mit neuen Entwicklungsstrategien und schaf­fen mit vielen Akteur*innen Orte, die durch lokales Kapital und Perspektiven vorangebracht werden.

Links

Urban Catalyst. Mit Zwischennutzungen Stadt entwickeln ↗
Urban Pioneers, Jovis Verlag ↗
Raumunternehmen, Jovis Verlag